Ein Hund im Kindergarten

„Hunde erfüllen Kindern eine Vielzahl von Bedürfnissen und Wünschen. Sie sind die idealen Spielpartner, vermitteln Zuneigung, Sympathie, Liebe, Schutz und Geborgenheit. Das Kind fühlt sich nie alleine gelassen und fühlt sich auch nicht hilflos Konflikten ausgeliefert.“
— Bergler, „Warum Kinder Hunde brauchen“, Breisgau, 1994

Auf der Grundlage verschiedener Erfahrungen und Untersuchungen ist mittlerweile wissenschaftlich belegt, dass sich die Anwesenheit eines Hundes in der Kita positiv auf das Kita-Klima auswirkt. Die Entwicklung in verschiedenen Bereichen, wie z.B. sozialer und emotionaler Kompetenzen der Kinder wird gefördert.

Pädagogisches Konzept

Die Anwesenheit und der Einsatz eines Hundes trägt dazu bei, dass die Kinder Erfahrungen im Umgang mit Hunden sammeln, gegebenenfalls Ängste abbauen und ihre eigenen sozialen und emotionalen Kompetenzen erweitern können. Hunde sind wie geschaffen dafür, die Motivation der Kinder in allen Bildungsbereichen zu erhöhen. Die Anwesenheit eines Hundes kann bei Kindern die Persönlichkeitsentwicklung positiv unterstützen und dazu beitragen das Wohlgefühl der Kinder zu steigern. Der Kontakt zu einem Hund bewirkt bei Kindern, dass sie in Stresssituationen entspannter sind. Hunde besitzen in hohem Maße die Fähigkeit, die nonverbal- analogen Signale ihres Interaktionspartners (hier die Kinder) äußerst sensibel wahrzunehmen und mit ihrem eigenen Verhalten darauf zu reagieren.

Im pädagogischen Alltag

  • Regeln für den Umgang mit dem Hund werden gemeinsam mit den Kindern erarbeitet, festgelegt und verschriftlicht / mit den Kindern fotografiert/von den Kindern skizziert z.B. nach dem Streicheln Hände waschen.
  • dem Hund die Hand zur Begrüßung entgegenstrecken, wenn man Kontakt mit ihm möchte.
  • Es gibt Körperteile bei dem Hund die nicht berührt werden, weil sie so empfindlich sind: die Ohren, die Nase und der Schwanz. Dies wird den Kindern bildlich dargestellt, in dem Sie eine Bastelarbeit vom Hund erstellen, mit den farblich gekennzeichneten empfindsamen Stellen.
  • Die Kinder entscheiden selbst, ob sie Kontakt zu dem Hund haben möchten.
  • Während des Hundebesuches in der Gruppe ist man möglichst leise, damit sich der Hund nicht erschreckt.
  • Während des Hundebesuches wird nicht getobt.
  • Der Hund wird nicht von allen Kindern gleichzeitig gestreichelt.
  • Leckerlies werden aus der offenen Hand gegeben.
  • Der Umgang mit Kindern und dem Hund wird stets angeleitet und begleitet.
  • Rückzugsorte für Kinder und Hund stehen in der Kita zur Verfügung (tier- / kinderfreie Zonen).
  • Wenn der Hund im Morgenkreis dabei ist, liegt eine Decke für ihn bereit, damit er weiß, wo sein Platz zwischen den Kindern ist.
  • Es gibt ein klares Symbol (ein Schild „SANDY“ ist heute in der Kita), was schon beim Betreten der Kita deutlich sichtbar hängt und dann Eltern sowie Kinder die Möglichkeit haben dem Hund aus  dem Wege zu gehen.
  • Jeder Einsatz in der / den Gruppen wird dokumentiert (schriftlich oder fotografisch), um den Eltern den Einsatz des Hundes so sichtbar und transparent zu machen.

Lernerfahrungen

  • Mit den Kindern wird auch thematisiert, dass ein Hund auch Kosten verursacht, mal krank sein kann und nicht alles immer schön mit ihm ist. Einen Hund zu haben, bedeutet auch Pflichten zu haben. Ein Hund ist KEIN Spielzeug was man weglegen kann, sondern ein Lebewesen.
  • Die Kinder lernen die Körpersprache des Hundes zu deuten. Sie können ihre Kommunikationsfähigkeiten ausbauen, wenn der Hund sich z.B. abwendet und keine Lust mehr auf Streicheleinheiten hat, lernen die Kinder dies zu erkennen, darauf zu reagieren und dies zu akzeptieren.
  • Das Verantwortungsgefühl der Kinder wird gestärkt, ebenso der Respekt, die Achtsamkeit, das Einfühlungsvermögen und die Rücksichtnahme aufeinander verbessert.
  • Das Selbstbewusstsein und das Selbstwertgefühl der Kinder wird gestärkt, ebenso wird Stress reduziert.
  • Weitere sozial-emotionale Kompetenzen der Kinder werden gestärkt. Im Zusammensein mit dem Hund geschieht diese Stärkung ganz automatisch. Fast unbemerkt nehmen die Hunde den Kindern die Angst und vermitteln ihnen, wie man Kontakt zu einem Lebewesen aufnehmen kann und wie man Beziehungen aufbaut.
  • Soziale Ängste, die den Umgang mit anderen oft erschweren, können im Umgang mit dem Hund eher abgebaut werden.
  • Der Hund regt die Kinder zu verbaler und non-verbaler Kommunikation an, da sie Kommunikationsbereitschaft signalisiert.
  • Hunde sind den Kindern aus ihrem Alltag bekannt, aber nicht alle Kinder haben Berührungspunkte mit Hunden. Sie wissen oftmals nicht, wie sie sich dem Tier gegenüber angemessen verhalten sollen. Wie Hunden zu begegnen ist, muss erlebt und erlernt werden. Wir denken, dass unsere Kita dafür der geeignete Ort sein kann.
  • Die Kinder haben im Umgang mit dem Hund Raum für eigene Entscheidungen. Die Fachkraft hinterfragt immer wieder die Gefühle der Kinder („Ist es okay, wenn der Hund neben Dir sitzt?“). Die Kinder haben die Möglichkeit, dem Hund aus dem Weg zu gehen. Niemals wird ein Kind gedrängt, sich dem Hund zu nähern, alles beruht auf Freiwilligkeit.
  •  Es gibt unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten des Hundes, mal ist er im Morgenkreis dabei, mal in der Kleingruppe und mal auch nur mit einem Kind .Die Begegnungen finden mal in den Gruppenräumen statt oder aber auch bei einem gemeinsamen Spaziergang.
  • Um den Hund in jeder Gruppe präsenter zu machen und damit die Kinder das Thema Hund auch in ihr Rollenspiel einbauen können, bekommt jede Gruppe einen eigenen kleinen Plüschhund. So vertiefen sie ihr Wissen spielerisch und kommen auf neue Ideen, was der  Hund z.B. noch so alles benötigt.

Förderung verschiedener Entwicklungsbereiche

  • Im motorischen Bereich kann der Hund eine Verbesserung der Bewegungsfreudigkeit, der Bewegungskoordination sowie einer Erweiterung des Bewegungsrepertoires erreichen. Ebenso hat der Hund Einwirkungen auf die körperliche Ausdrucksfähigkeit (Mimik, Geste, Sprache).
  • Im kognitiven Bereich kann durch Beobachten des Hundes die Fähigkeit zur Analyse sozialer Situationen gefördert werden. Die Verbesserung von Konzentration und Aufmerksamkeit kann unterstützt und die Erweiterung der Aufmerksamkeitsspanne im Zusammenhang mit dem Hund relativ stressfrei herbeigeführt werden. Eigenständiges Entscheiden und Handeln wird gefördert (hat der Hund Lust zum Spielen oder will er gestreichelt werden oder will er seine Ruhe?).
  • Im emotionalen Bereich kann die hohe Emotionsladung in der Kontaktsituation mit dem Tier eine Auseinandersetzung mit eigenen und fremden Emotionen fördern. Der wechselseitige Prozess der nonverbalen Abstimmung der tierischen Bedürfnisse mit den menschlichen, kann auf Dauer zu einer Reduzierung sozialer Ängste und zur Entwicklung von neuen Formen des Umganges auch mit Menschen führen. Die Anwesenheit des Hundes kann dazu beitragen, Erregungszustände positiv, d.h. im Sinne von Beruhigung, zu beeinflussen. Die emotionale Selbststeuerung kann im Umgang mit dem Tier unmittelbar gefördert werden. Kontaktängstliche Menschen werden im Umgang mit dem Tier einerseits die Kontaktsperre überwinden, andererseits werden sie bei anfänglichem Misslingen eher bereit sein, die frustrierenden Gefühle auszuhalten und neue Versuche zu wagen. Die Motivation eines Kindes ist es in der Regel, Kontakt mit dem Tier zu bekommen. Aufgrund der unmittelbaren Reaktion des Hundes wird es bei Zuwendung das Verhalten wiederholen, bei Abwendung oder Nicht-Reaktion des Hundes andere Verhaltensweisen erproben, um einen positiven Effekt zu erzielen. Das Kind kann in der Interaktion mit dem Hund so sein, wie es sich im Augenblick fühlt, ohne Angst haben zu müssen, dafür zurückgestoßen zu werden oder sich für etwas rechtfertigen zu müssen.  
  • Im Bereich der Wahrnehmung kann durch gezielte Lenkung der Wahrnehmung auf das Tier einerseits, und durch genaues Beobachten des Hundes andererseits eine Verbesserung der Wahrnehmungsdifferenziertheit herbei geführt werden. Dies kann auch zu einer Verbesserung der Wahrnehmungsqualität führen, aber auch den Wahrnehmungsmodus beeinflussen, so müssen z.B. im Kontakt mit dem Hund Details sensibel wahrgenommen werden.
  • Im sozialen Bereich können Rücksichtnahme und soziale Sensibilität in der Interaktion mit dem Hund erlernt werden, sowie eine angemessene Form der Selbstbehauptung. Soziale Ängste, die den Umgang mit anderen oft erschweren, können im Umgang mit dem Hund eher abgebaut werden, als im Umgang mit Menschen. Durch die Stärkung des Selbstwertgefühls aufgrund der Erfahrung mit dem Hund, gebraucht, gemocht und akzeptiert zu werden, wird die Wahrscheinlichkeit erhöht, Erfahrungen und in der Interaktion mit dem Tier Gelerntes, auf soziale Situationen mit Menschen übertragen zu können.
  • Im sprachlichen Bereich kann der Kontakt zum Hund die Laut– und Wortproduktion anregen und unterstützen, ebenso die Sprechfreude erhöhen. Im Umgang mit dem Tier können nicht sprachliche Ausdrucksformen emotionaler Befindlichkeiten erlernt und angewandt werden, die im kommunikativen Umgang mit Menschen nützlich und konfliktreduzierend sein können
  • In der Interaktion mit dem Hund findet ein ganzheitliches Lernen statt.

Hygienekonzept

Der Hund hat eine Haftpflichtversicherung. Ein Wesenstest liegt vor. Alle Hunde relevanten Unterlagen sind im Kitabüro einzusehen.

Kontinuierliche präventive Maßnahmen:

  • räumliche Trennung von Nahrungsmitteln und Tierfutter
  • regelmäßige Reinigung des Aufenthaltsbereiches des Hundes
  •  regelmäßige Reinigung der Trink- und Futterbehälter
  • tierärztliche Untersuchungen
  • Entwurmung und Parasitenkontrolle
  • Impfungen werden dokumentiert

Hygieneregeln

  • Regelmäßiges, sorgfältiges Händewaschen nach dem Kontakt mit dem Hund
  • der Hund darf nicht geküsst werden, kein Gesichts- und Lippenkontakt, d.h. auch, dass der Hund keine Gesichter ableckt.
  • Tierfreie Zonen sind auf jeden Fall: Küche, Schlafraum und Waschräume
  • Gruppenräume und Gruppennebenräume sind Räume, in denen sich der Hund in Begleitung aufhält.
  • Nach solchen Einsätzen mit dem Hund werden die Räume intensiv gelüftet und von den Reinigungskräften feucht gereinigt
  • Es wird darauf geachtet, dass der Hund keine Spielsachen der Gruppe/ Kinder ins Maul nimmt.
  •  Kleinteile und Essensreste sollten nicht auf dem Boden liegen, wenn der Hund im Einsatz ist.
  • Separate Gegenstände zur Arbeit mit dem Hund werden gesondert gelagert und werden nach dem Einsatz gesäubert bzw. desinfiziert.
  • Auf dem Außengelände wird darauf geachtet, dass der Hund nicht markiert.
  • Während der Essenszeiten am Mittag, ist der Hund nicht im Einsatz.
  •  Bei Kindern mit Allergien ist der enge Austausch mit den Eltern unsere Pflicht, damit individuelle Lösungen gefunden werden können.

Tierschutz-Konzept

Frau Saß ist die feste Bezugsperson des Hundes. Er kann nicht ausgeliehen werden oder unbeaufsichtigt mit Kindern in der Kita bleiben.

  • Der Hund ist ordnungsgemäß angemeldet und versichert.
  • Der Hund ist an zwei, maximal drei Tagen in der Woche ca. 0,5 Stunden in den verschiedenen Gruppen zu finden. Danach ist eine Ruhe und Entspannungsphase für den Hund nötig, die er an seinem Rückzugsort in der Kita hat.
  • Der Hund lernt im Vorfeld bei Stippvisiten die Räume der Kita kennen, erst ohne Kinder, mit viel Zeit zum erschnüffeln und dann nach und nach, wenn Kinder da sind.
  • Uns ist es wichtig, dem Hund genügend Zeit zu geben, sich an neue Geräusche zu gewöhnen. Umso stressfreier ist dann der Hund und die Aktionen in der Gruppe gelingen besser.
  • Bevor der Hund in die Kita kommt, hat er schon gefressen und einen Spaziergang erlebt, so dass er sich entledigen konnte.
  •  Wenn der Hund sich abwendet und signalisiert, dass er genug hat und keine Lust mehr auf Streicheleinheiten, sollen/ werden die Kinder dies erkennen, drauf reagieren und dies akzeptieren. Sie respektieren seine Grenzen.
  • Rückzugsorte für den Hund stehen in der Kita zur Verfügung (kinderfreie Zone), ebenso wird nach einem Einsatz darauf geachtet, dass der Hund einen Ausgleich bekommt, Ruhe oder aber auch Auslauf.
  • Für den Hund steht immer frisches Wasser an seinem Ruheplatz im Büro bereit.
  • Ebenso ist auch Futter für den Hund in der Kita vorrätig. Dieses ist aber den Kindern unzugänglich und wird separat gelagert.
  • Der Hund besucht eine Welpen/Hundeschule.
  • Wenn der Hund im Morgenkreis im Einsatz ist, liegt eine Decke für ihn bereit, damit er weiß, wo sein Platz zwischen den Kindern ist.
  • In der Regel arbeitet der Hund ohne Leine.
  • Der Hund hat regelmäßig Kontakt zu Artgenossen.