Projekt „Paten-Oma“

Einmal in der Woche „Paten-Oma“

Margret Lüning engagiert sich bei „Enkel Dich jung“: Weitere Interessierte gesucht

Das Foto von den beiden strahlenden kleinen Jungen steht ganz selbstverständlich in der Schrankwand im Wohnzimmer. „Das sind meine zwei kleinen Rabauken“, sagt Margret Lüning, als sie das Bild aus dem Regal nimmt und liebevoll vor sich auf den Tisch stellt. Rundum zufrieden wirkt sie dabei und auch ein wenig stolz – zwei sichere Zeichen dafür, wie sehr sie in der Rolle aufgeht, die seit etwa zwei Jahren einen festen Platz in ihrem Leben einnimmt. Margret Lüning ist „Leih-Oma“, betreut einmal in der Woche ehrenamtlich zwei Jungen im Alter von drei und sechs Jahren. „Enkel Dich jung“ heißt das Projekt, das sie mit Leben erfüllt.

Das tut sie mit viel Engagement, zur Freude der zwei Jungs und deren Eltern – und hat auch selbst eine ganze Menge Spaß an der Sache: „Da hat sich für beide Seiten ein Herzenswunsch erfüllt.“

Kinder lagen Margret Lüning eigentlich schon immer am Herzen. Die begleiteten sie täglich in ihrem früheren Berufsleben als Schulsekretärin. Und die fehlten ihr, als sie nach längerer Krankheit von ihrem Beruf Abschied nehmen musste. Umso willkommener kam für sie dann das Angebot, das die Caritas im Herbst 2016 auf den Weg brachte: Leih-Oma werden – „das klang so, als wäre es wie auf mich zugeschnitten“. Ein Gefühl, das sich bestätigte, als sie die Familie A. kennenlernte. Spontane Sympathie zwischen ihr und den Eltern machten ihr den Einstieg leicht. Und auch beim kleineren der beiden Jungen stimmte die Chemie sofort: „Der nahm mich gleich am ersten Tag ganz spontan mit auf seinen Bauteppich und wollte mich am liebsten gar nicht mehr gehen lassen.“ Und auch nur ein kleines bisschen länger dauerte es, bis auch der damals noch Vierjährige auftaute: „Und inzwischen freuen wir drei uns auf jede Stunde, die wir miteinander verbringen.“

Das Programm für Margret Lüning wird in erster Linie von ihren beiden „Rabauken“ bestimmt. Laufrad und Sandkastenspiele sind die Vorlieben des kleinen, Basteln und Playmobil die des größeren Bruders. Und gemeinsam mögen es die beiden, wenn man ihnen vorliest. Ein Wunsch, den sie dann auch gemeinsam laut äußern – gerichtet an „Lüning“ oder einfach „Margret“, zwei Formen der Ansprache, zwischen denen die beiden Kinder nach Lust und Laune wechseln. Wichtiger Bestandteil der Betreuung, die einmal in der Woche je nach Badarf zwischen Vor- und Nachmittag wechselt: Vertrauen und Nähe oder zumindest Erreichbarkeit. So kann es sein, dass die Mutter der Kinder während der Besuche von Margret Lüning im Hause ist, sich aber ganz auf die Hausarbeit konzentriert. Ist die – für Besorgungen oder andere Termine – außer Haus, dann hat die „Leih-Oma“ immer eine Telefonnummer zur Hand. Inzwischen beschränkt sich der Kontakt zwischen den beiden Familien längst nicht mehr nur auf einen Kontakt in der Woche. Kürzlich erst waren Kinder und Eltern zu Kaffee und Kuchen bei den Lünings daheim zu Gast, genau so selbstverständlich wie kurz zuvor umgekehrt. Und wie sehr sie schon zu ihrer „Zweit-Familie“ gehört, spürte Margret Lüning ganz direkt an ihrem Geburtstag. Da stand die ganze Familie A. am Vormittag spontan auf der Matte, brachte kleine Geschenke mit und sang ein Lied. Und spätestens da spürte sie, „dass es einfach stimmt zwischen uns“.

Das Projekt

„Enkel Dich jung“ wurde 2016 auf den Weg gebracht. Verwirklicht wurde es auf Initiative und in Zusammenarbeit des Caritasverbandes und dem Familienzentrum Kita St. Ludgeri, gefördert vom Stadteilforum Süd-Ost e.V.

Für die Hilfe einer „Leih-Oma“ oder eines „Leih-Opas“ anmelden können sich Familien, die keine eigenen Großeltern in der Nähe haben. Alle Leih-Großeltern haben vor der ersten Vermittlung eine Kurz-Ausbildung durchlaufen, die sie u. a. mit den Bedürfnissen von Kindern in unterschiedlichen Altersphasen, Hilfen in Sachen Motorik, aber auch rechtlichen Fragen der Betreuung vertraut machen. Häufigkeit und Dauer des jeweiligen Einsatzes werden frei zwischen den Leih-Großeltern und den Familien vereinbart. Aktuell werden für fünf interessierte Familien Paten-Großeltern gesucht, wie die alleinerziehende Mutter, die eine Ausbildung macht und für sich und ihren vierjährigen Sohn Kontakt in Ahlen sucht oder ein Ehepaar aus dem Iran mit ihrem dreijährigen Sohn, deren ganze Familie im Heimatland ist und die sich unbedingt ein „Ersatzfamilie“ in Deutschland wünscht.

Wer sich für das Projekt interessiert, kann sich im Familienzentrum Kita St. Ludgeri, Kerstin Saß, Tel.: 76059235 oder beim Caritasverband Ahlen, Sabine Holzkamp, Tel: 893535 melden.

Ein Beitrag des Ahlener SINN-Netzwerk.